Es gibt Tage, da ist der Akku leer, bevor der Tag überhaupt richtig angefangen hat. Der Wecker klingelt, der Kopf rattert, der Kalender ist voll – und obwohl ich geschlafen habe, fehlt mir die Energie. Nicht müde im klassischen Sinn, sondern irgendwie… dünnhäutig, überfordert, erschöpft vom Denken.
Früher habe ich versucht, das wegzudrücken. Noch eine To-do abhaken, noch ein Kaffee, noch ein bisschen durchhalten. Aber Kraft tanken funktioniert nicht auf Zuruf – und auch nicht zwischen zwei Terminen.
Inzwischen weiß ich: Es sind nicht die großen Auszeiten, die mir neue Kraft geben. Es sind die kleinen Dinge. Die leisen. Die, die im Alltag Platz haben dürfen.
Welche das für mich sind und wie ich meine Energie heute bewusster pflege – darum geht es in diesem Beitrag, den ich im Rahmen der Blogparade „Aufgetankt! Deine Energiequellen für mehr Power im Alltag“ von Anita Griebl schreibe.
Die Inhalte dieses Blogartikels
Wenn der Akku leer ist – aber das Ladegerät fehlt
Es gibt Phasen, da fühlt sich alles zu viel an – obwohl objektiv gar nichts Schlimmes passiert ist. Kein Drama, keine Katastrophe, einfach nur Alltag. Und trotzdem ist da dieses diffuse Gefühl von Überforderung. Gedanken kreisen, der Körper ist angespannt, und selbst die eigentlich schönen Dinge machen nur noch müde.
Früher habe ich in solchen Momenten an mir gezweifelt. Ich dachte, ich müsste das doch „eigentlich schaffen“. Statt auf meine Signale zu hören, habe ich weiter funktioniert. Weitergemacht, auch wenn nichts mehr ging.
Erst als ich häufiger innegehalten habe, wurde mir klar: Mein Energielevel sinkt nicht plötzlich – es geht schleichend. Und wenn ich zu lange ignoriere, dass mein innerer Akku sich leert, hilft auch der x-te Kaffee nicht mehr.
Kraft tanken beginnt für mich deshalb inzwischen viel früher. Nicht erst, wenn nichts mehr geht – sondern immer wieder mittendrin.
Zurück zu mir – Schritt für Schritt
Kraft tanken heißt für mich heute: wieder bei mir ankommen. Nicht sofort, nicht perfekt, aber bewusst.
Ich habe gelernt, dass es im Alltag kleine Türen gibt, durch die man rauskommt aus dem zu viel, zu laut, zu chaotisch – wenn man sie kennt. Für mich sind das ganz einfache Dinge: Morgens nicht sofort aufs Handy schauen, sondern das durchs Fenster einfallende Licht beobachten, wie es sich im Raum ausbreitet. Die Gedanken schweifen lassen, bevor der Tag losgeht.
Manchmal wenn ich merke, dass sich gleich die Gedanken überschlagen werden, sortiere ich sie erst und „parke“ sie gedanklich, bis sie dran sind. An anderen Tage weiß ich schon morgens, was ich abends basteln möchte und lasse meinen Blick über die Bastelsachen schweifen und lass mich inspirieren.
Auch kleine Tricks helfen mir: beim Telefonieren aufstehen und bewegen. Nach dem Mittagessen eine kleine Runde um den Block drehen. Oder einfach eine Tasse Tee auf dem Balkon.
Es sind keine Zaubertricks. Aber sie wirken – weil sie mir gut tun. Und weil sie mich daran erinnern, dass ich nicht nur funktioniere, sondern fühlen darf.
Natur als Ruhepol
Manchmal reicht es schon, den ersten Schritt vor die Tür zu setzen. Die frische Luft einzuatmen, ein paar Schritte zu gehen, ohne Ziel, ohne Kopfhörer. Einfach schauen, was da ist: ein flatterndes Blatt, ein Sonnenstrahl auf dem Asphalt, das Knirschen der Schuhe auf dem Gehweg.
Ich habe festgestellt, dass ich draußen meist leicht loslassen kann. Dass ich mich anders bewege – und auch innerlich etwas in Bewegung kommt. Die Natur urteilt nicht, sie will nichts von mir. Sie ist einfach da. Und das wirkt.
Meist zieht es mich dann in den Schillerpark gleich nebenan. Wenn etwas mehr Zeit ist, darf es auch Runde um den Schäfersee immer verbunden mit dem Beobachten der Schwanenfamilie. Manchmal tut es auch der Balkon, wenn der Wind die Blätter der Bäume vor mir bewegt und ich kurz vergesse, dass da noch ein Alltag auf mich wartet.
Wenn ich eine Pause brauche dann gehe ich nicht in die Natur, um „etwas zu machen“. Ich gehe raus, um einfach zu sein. Und oft ist genau das die Pause, die ich gebraucht habe.
Belastende Emotionen – und wie ich heute anders mit ihnen umgehe
Früher wollte ich unangenehme Gefühle möglichst schnell loswerden. Ablenken, wegarbeiten, übergehen – Hauptsache, sie stören nicht. Doch je mehr ich das versucht habe, desto lauter wurden sie.
Heute weiß ich: Gefühle kommen nicht, um mich zu ärgern. Sie wollen gesehen werden. Und je eher ich ihnen Raum gebe, desto leichter werden sie.
Wenn ich merke, dass etwas in mir drückt – ein Ärger, eine Traurigkeit oder einfach ein undefinierbares Unwohlsein –, versuche ich, nicht gleich eine Lösung zu finden. Manchmal reicht es, kurz innezuhalten und zu benennen, was da ist: „Da ist Druck. Da ist Müdigkeit. Da ist Widerstand.“
Ich versuche dann meine Gedanken schweifen und weiter ziehen zu lassen, bis sie sich von selbst ordnen. Oder ich nehme mir bewusst Zeit für eine kreative Pause – nicht, um etwas Schönes zu machen, sondern um meine Hände machen zu lassen. Kleben, reißen, falten.
Das Basteln hilft mir, wieder ins Fließen zu kommen – nicht weil es Probleme löst, sondern weil es mich zurück ins Spüren bringt. Und manchmal ist genau das der Anfang von Klarheit.
Kleine Rituale – große Wirkung
Einige der kleinen Tricks aus Abschnitt 2 haben sich mit der Zeit zu etwas entwickelt, das ich heute nicht mehr missen möchte: Rituale, die mir Orientierung geben, auch wenn alles andere wackelt. Keine fixen Programme, keine starren Abläufe – eher kleine Ankerpunkte, die mich immer wieder daran erinnern, dass ich zwischendurch atmen darf.
Beim Telefonieren laufe ich zum Beispiel automatisch ein paar Schritte durchs Zimmer. Ich mache das nicht bewusst – mein Körper macht es fast schon selbständig. Und es hilft. Ich bin wacher, präsenter, entspannter.
Nach dem Mittagessen ziehe ich immer häufiger die Jacke an und gehe einmal um den Block. Kein Powerwalk, keine Schritte zählen – einfach gehen. Die Bewegung, das Licht, der Wechsel der Geräuschkulisse – all das macht etwas mit mir. Ich kehre nicht nur erholter an den Schreibtisch zurück, sondern auch ein Stück zu mir selbst.
Auch die stilleren Rituale sind mir wichtig geworden: Das bewusste Teetrinken auf dem Balkon. Der Blick in den Himmel, während der Tee noch durchzieht. Oder abends, wenn ich ganz ohne Ziel durch meine Bastelmaterialien stöbere – nicht weil ich etwas Bestimmtes machen will, sondern weil schon das Durchblättern und Berühren mich beruhigt.
Diese Rituale sind keine „Techniken“, die man anwenden muss. Sie haben sich ergeben, weil ich hingehört habe. Weil ich gespürt habe, was mir in bestimmten Momenten gut tut. Sie schaffen kleine Inseln in einem oft vollen Alltag – und helfen mir, mich nicht zu verlieren.
Energie weitergeben – durch Basteln, Begegnung und Ermutigung
Ich hätte nie gedacht, dass Basteln mal so viel mehr für mich sein würde als ein kreatives Hobby. Anfangs war es nur eine kleine Flucht aus dem Kopf – ein bisschen Schnippeln, Kleben, Falten. Ein paar Minuten Ruhe, in denen ich einfach nur etwas mit den Händen tun konnte.
Aber genau darin lag die Kraft: nicht im perfekten Ergebnis, sondern im Tun. Im Spüren. Im Atmen währenddessen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass diese kurzen kreativen Pausen nicht nur entspannen – sie verändern etwas. In mir. Und später auch um mich herum.
Heute ist Basteln für mich nicht nur eine eigene Energiequelle, sondern auch ein Weg geworden, wie ich etwas weitergeben kann. In meinen Kursen, in meinem Blog, in Gesprächen mit Menschen, die sich oft genauso matsch fühlen wie ich mich früher.
Ich ermutige sie, es einfach auszuprobieren. Nicht um etwas Schönes zu erschaffen – sondern um bei sich anzukommen. Um zur Ruhe zu kommen, die Hände sprechen zu lassen, den Gedanken eine Pause zu gönnen.
Und wenn mir dann jemand schreibt: „Ich hab endlich mal wieder gebastelt – und zum ersten Mal seit Langem war mein Kopf leise“, dann weiß ich: Energie darf fließen. Und manchmal beginnt sie bei einem Stück Papier.
Fazit
Kraft tanken bedeutet für mich heute nicht mehr, möglichst schnell wieder „funktionieren“ zu müssen. Es bedeutet, mir selbst zuzuhören. Zu spüren, wann ich innehalten darf. Und kleine Wege zu kennen, die mich wieder zurück zu mir bringen.
Ob es ein Spaziergang durch den Park ist, Zeit mit Papier und Kleber oder eine Tasse Tee auf dem Balkon – all das sind keine großen Maßnahmen. Aber sie machen einen Unterschied. Weil sie mir zeigen: Ich darf mir wichtig sein. Ich darf langsamer machen. Ich darf gut für mich sorgen.
Und vielleicht ist das am Ende die stärkste Energiequelle: nicht etwas von außen, sondern die Entscheidung, liebevoll mit sich selbst zu sein. Immer wieder.
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Herzlichen Dank, liebe Dana, für diesen wunderbaren Beitrag und deine Teilnahme an meiner Blogparade.
Du hast viele gute Tipps für Ideen und neue kreative Impulse gegeben.
Wer das auslebt, was ihm Freude macht, steigert die eigene Energie.
Energiereiche Grüße von Anita ✨🤩✨🙋🏼♀️
Liebe Anita,
vielen Dank für deine herzlichen Worte – das freut mich sehr!
Es war mir eine große Freude, Teil deiner Blogparade zu sein. 💛
Und ja: Freude ist wirklich der schönste Weg, um Energie zu finden.
Liebe Grüße
Dana