Offene Ateliers sind jedes Jahr mein Highlight an den Pfingsttagen. Bei der Veranstaltung Kunst:Offen, erhalten Kunstliebhaber und Interessierte die Gelegenheit, direkt in die Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern einzutreten. Diese offenen Türen bieten nicht nur Einblicke in vielfältige künstlerische Prozesse, sondern schaffen auch eine Plattform für persönliche Begegnungen und inspirierende Dialoge zwischen Künstlern und der Öffentlichkeit.
Die Inhalte dieses Blogartikels
Kunst:Offen in Mecklenburg-Vorpommern – Eine 30-jährige Erfolgsgeschichte
Seit 30 Jahren ist die Veranstaltung Kunst:Offen ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Mecklenburg-Vorpommern. Jedes Jahr am Pfingstwochenende öffnen zahlreiche Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers, Werkstätten und Galerien für die Öffentlichkeit. Diese einzigartige Veranstaltung bietet Kunstinteressierten die Gelegenheit, die vielfältige Kunstszene der Region hautnah zu erleben.
Seit den Anfängen von Kunst:Offen bin auch ich regelmäßig Pfingsten unterwegs und tauche ein in die kreativen Welten, die mir geboten werden. Es ist meine liebste Inspirationsquelle. So gerne würde ich mir natürlich alles anschauen, aber bei mehr als 1160 Künstlern an über 660 Orten, ist das unmöglich.
Bisher war ich eigentlich immer „nur“ in Vorpommern unterwegs. Laut Flyer waren es 2024 allein dort 280 Künstler an 161 Standorten. Selbst davon „schafft“ man nur einen Bruchteil, denn irgendwann ist der Kopf satt und kann keine weiteren Werke mehr aufnehmen. Anfangs waren die Pläne sehr ambitioniert und ich wollte möglichst viel an einem Tag schaffen. In der Zwischenzeit habe ich gelernt, dass weniger in diesem Fall tatsächlich mehr ist. Es gibt jetzt nur noch eine ungefähre Route und ich lasse mich treiben.
Was macht Kunst:Offen so besonders?
Das Besondere an Kunst:Offen ist die unmittelbare Interaktion zwischen Künstlern und Besuchern in den offenen Ateliers. Interessierte haben die Möglichkeit, die Entstehungsprozesse der Werke zu erfahren, Fragen zu stellen und direkt mit den Künstlern über ihre Arbeiten zu sprechen. Diese persönlichen Begegnungen schaffen eine besondere Verbindung und machen Kunst auf eine sehr direkte und greifbare Weise erfahrbar.
Von Malerei und Skulptur über Fotografie und Keramik bis hin zu Schmuckdesign und Textilkunst – die Vielfalt der ausgestellten Werke ist enorm. Das alles spiegelt die kreative Schaffenskraft wider und bietet für jeden Geschmack etwas.
Die Veranstaltung zieht sich durch die malerischen Landschaften Vorpommerns. Viele Ateliers sind idyllische gelegen und umgeben von der beeindruckenden Natur meiner Heimat. Diese besondere Kulisse verleiht Kunst:Offen einen zusätzlichen Reiz.
Auf der anderen Seite bietet Kunst:Offen lokalen Künstlern eine Plattform, um ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren. Dies stärkt die regionale Kunstszene und trägt zur Förderung der kulturellen Identität Vorpommerns bei. Zudem profitieren die Künstler von den direkten Verkaufs- und Auftragsmöglichkeiten, die sich während der Veranstaltung ergeben können.
Die Inspirationsquelle „offenes Atelier“
Kunst:Offen ist nicht nur eine Plattform für Künstler, ihre Werke zu präsentieren, sondern auch eine reichhaltige Inspirationsquelle für Besucher. Die Veranstaltung öffnet Türen zu kreativen Welten und bietet unzählige Möglichkeiten, neue Ideen und Eindrücke zu sammeln.
Die Vielfalt der künstlerischen Techniken und Materialien, die in den offenen Ateliers gezeigt werden, ist beeindruckend. Besucher können von traditionellen Malereien über moderne Installationen bis hin zu innovativen Skulpturen eine breite Palette an Kunstwerken entdecken. Diese unterschiedlichen Ansätze und Materialien laden dazu ein, eigene kreative Wege zu erkunden und neue Methoden auszuprobieren.
Eine der größten Inspirationsquellen bei Kunst:Offen ist der direkte Dialog mit den Künstlern. Durch Gespräche über ihre Arbeitsprozesse, Motivationen und Hintergründe erhalten Besucher tiefe Einblicke in die künstlerische Welt. Diese persönlichen Begegnungen können inspirierend wirken und Mut machen, künstlerische Projekte anzugehen.
So habe ich vor zwei Jahren die Künstlerin Sabine Eckardt aus Wusterhusen kennengelernt. Sie zeigt in ihrem Atelier hauptsächlich Glasmalerei. Als wir mit ihr ins Gespräch kamen, erfuhren wir, dass sie auch Glasmalkurse anbietet. Seit dem waren wir (Mutti und ich) schon sechs Mal dort, um auf Glas zu malen und auch für dieses Jahr ist noch wenigstens eine Malsession geplant. Ich weiß nur leider langsam nicht mehr, wohin mit den Bildern. Dieses Jahr haben wir den gesamten Pfingstmontag bei ihr verbracht, um sie etwas zu unterstützen. Wir haben also mal in die Künstlerseite von Kunst:Offen hinein schnuppern dürfen.
Meine Stationen dieses Jahr
Angefangen hat unsere (Mutti war wieder mit dabei) diesjährige Tour in Putbus auf Rügen. Dort fand dieses Jahr zeitgleich der „Kreativ Markt“ im Marstall statt. Das ist am Ende eine Verkaufsveranstaltung, aber auch dort war an jedem der Stände so einiges an Inspiration zu finden. Die Aussteller, war jedoch nicht nur aus der Region, sondern kamen beispielsweise aus Radebeul, Erfurt oder gar aus Diepenheim (NL). Wir waren ziemlich schnell in Shoppinglaune und haben etwas für uns und einige kleine Geschenke gekauft. Auch etwas Bastelmaterial durfte nicht fehlen.
Weiter ging es nach Groß Schoritz in ein kleines Atelier mit Fotografien, die allerdings noch künstlerisch bearbeitet waren. Wir haben allerdings nicht die Hauptstraße genommen, sondern kleine Wege, quer durch Felder und vorbei an kleinen Dörfern. Zwischendrin konnten wir auch immer wieder einen Blick auf den Bodden erhaschen. Schnell kamen wir so nicht voran, aber die Landschaft genießen ist auch sehr fein. Die viel größere Entdeckung war in Groß Schoritz jedoch nicht die Kunst, sondern das Geburtshaus von Ernst Moritz Arndt. Das war uns neu und dies, obwohl meine Eltern beide in Greifswald an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität tätig waren. Arndt verbrachte dort wohl die ersten paar Jahre seines Lebens. Heute gibt es dort Wohnungen drin und Räumlichkeiten für die Gemeinde. Da sag noch einer, dass Kunst nicht bildet.
Und weil nur nun schon mal fast da waren, haben wir beschlossen, mit der Glewitzer Fähre nach Stahlbrode auf Festland überzusetzen. Ich für meinen Teil hatte dies noch nie gemacht. Als wir am Fähranleger ankamen, hieß es, dass die Fähre voraussichtlich in 20 Minuten von der anderen Seite ablegt. Uns war das in diesem Moment jedoch so ziemlich egal, da wir eine Fischbude mit mega leckeren Fischbrötchen entdeckten und ein kleiner Strand war gleich daneben. Dazu hatten wir herzlichsten Sonnenschein. Besser konnte es uns doch gar nicht gehen. Als wir satt waren und Sonne getankt hatten, kam die Fähre und fuhr uns in 10 Minuten ans andere Ufer.
Von dort machten wir uns auf den Weg nach Zarrendorf. Weil die kleinen Wege auf Rügen so schön war, probierten wir es auch dorthin. Allerdings war das mehr eine Staubpiste und nicht ganz so vergnüglich. Aber irgendwann waren wir dann doch bei „Keramik & Holzkunst Brauer“ angekommen. War das schön dort! Hier klicken, um auf die Webseite zu gelangen. Der Künstler selbst sprühte nur so vor Energie und uns wurde alles gezeigt. Den angebotenen Kuchen konnten wir nicht ausschlagen und haben in zusammen mit Abbildungen von weiteren Arbeiten genossen. Das Ende vom Lied ist, dass wir dort einen Kurs besuchen werden und lernen wie ein Gesicht moderiert wird. Es ist angeblich überhaupt nicht schwer. Ich lasse mich überraschen.
Nächsten Tag hatten wir uns zwei Ateliers ausgesucht, die fußläufig zu erreichen waren. Die Kunstscheune an der Eldenaer Bockwindmühle ist schon allein wegen der Lage ein Highlight. Ich mag jedoch auch sehr die Arbeiten von Gabriele Köpp. Mit ihren Malereien und Grafiken hat sie sich nicht auf einen Stil festgelegt, sondern probiert immer wieder neue Sachen aus. So ist eine tolle Vielfalt entstanden. Was ich auch sehr schätze, sind ihre Erklärungen wie das eine oder andere entstanden ist oder was sie sich dabei gedacht hatte bzw. ausprobieren wollte. Da gab es für mich extrem viel Inspiration und die Experimentierfreude ist auch geweckt.
Die zweite Anlaufstelle ist quasi fast eine Nachbarin meiner Eltern. Die Liste mit Dingen, die dort zu sehen sind, war lang und wir neugierig. Das willkommen war nicht so herzlich und alles war in einen recht kleinen Kellerraum gequetscht. Aber auch diese Künstlerin erzählte zumindest bei den Seidentüchern, was da für Arbeit hinter steckt. War durchaus interessant. Sie betreibt das allerdings alles nur als Hobby. Dafür waren die Dinge dann doch recht ansprechend. Man weiß halt nie, was hinter einer Eintragung auf dem Flyer steckt. Dies erfährt man erst vor Ort.
Fazit: Die offenen Ateliers von Kunst:Offen sind ein Fenster zur Welt der Kreativität.
Nach 30 Jahren bleibt Kunst:Offen ein Höhepunkt im kulturellen Kalender Mecklenburg-Vorpommerns, ein Wochenende, das voller Entdeckungen, Begegnungen und Inspiration steckt. Diese tolle Veranstaltung bietet nicht nur die Möglichkeit, Kunst in ihrer Entstehung zu erleben, sondern schafft auch eine Brücke zwischen Künstlern und Betrachtern.
Meine eigenen Touren zu den Ateliers haben mir gezeigt, dass die viel Magie in den unerwarteten Momenten liegt: im Gespräch mit einer Glasmalerin, im Verweilen bei einem Fischbrötchen am Fähranleger oder in der zufälligen Entdeckung eines historischen Geburtshauses.
Wenn du jetzt auch Lust bekommen hast, dann schau doch einmal in diesem Blogartikel, ob du in deiner Nähe fündig wirst.
Kunst:Offen fordert uns auf, langsamer zu treten, genau hinzusehen und zuzuhören. Es zeigt uns, dass Kunst nicht nur in den Werken selbst liegt, sondern in den Geschichten, die dahinter stehen. Es sind diese persönlichen Erlebnisse und die Vielfalt der künstlerischen Ausdrücke, die jedes Jahr aufs Neue faszinieren und motivieren, den eigenen kreativen Horizont zu erweitern.
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